Phasen der Hofübergabe
Die Hofübergabe außerhalb der Familie ist ein komplexer Prozess. Abgebende und Neugründer befinden sich in einer Situation, für die sie selbst keine Erfahrung haben. Vielfältige rechtliche, ökonomische, soziale und persönliche Rahmenbedingungen sind zu berücksichtigen.
Der Übergabeprozess durchläuft dabei verschiedene Phasen. Für den Erfolg ist es entscheidend, dass jede Phase klar und deutlich bearbeitet und abgeschlossen wird.
1. Phase: Das Wollen
Die Beschäftigung mit einer außerfamiliären Hofübergabe kann für Sie als Betriebsleiterin/als Betriebsleiter unterschiedliche Ursachen haben: entweder Kinderlosigkeit oder die nachfolgende Generation kann, will oder soll den Hof nicht übernehmen. Daraus kann der Wunsch entstehen, den Hof außerfamiliär zu übergeben.
Für uns bekannte Bäuerinnen und Bauern gibt es zahlreiche Motive den Hof zu erhalten, z.B.:
- Erhaltung der bäuerlichen Landwirtschaft;
- Erhaltung eines besonderen Ortes;
- Tradition;
- Verantwortung gegenüber der Gesellschaft/Erde;
- Würdigung der eigenen Arbeit und der der Ahnen.
An diesen Nennungen sehen Sie, dass vor allem wertorientierte Merkmale im Vordergrund stehn. Eben diese können aber auch diese Phase der Hofübergabe so schwierig gestalten.
Am konkreten Beispiel eines Abgebenden, der auf verschiedenen Seminaren für Existenzgründer und Abgebende über seine Erfahrungen referiert hat, zeigt sich, dass die Phase des "Wollens" lange Zeit ohne Abschluss bleiben kann. Der Sohn dieses Landwirtes ist Tierarzt, die Tochter hat eine landwirtschaftsfremde Ausbildung absolviert. Der Sohn hat mehrfach signalisiert, dass er den elterlichen Hof nicht übernehmen wird. Der abgebende Landwirt hat daraufhin mit der Suche nach Übernehmenden begonnen, auch jemanden auf dem Hof probeweise angestellt. Als der Sohn seine Tierarztpraxis in das Heimatdorf verlegt, beginnt beim Vater wieder die Hoffnung auf eine Übergabe an den Sohn zu keimen und die Suche nach einem geeigneten Nachfolger wird abgebrochen – mit entsprechenden Konsequenzen für den probeweise beschäftigten Mitarbeiter. Solange das Wollen kein wirkliches Wollen ist, wird hier die Übergabe nicht zustande kommen.
strong>Deshalb ist es für Sie am Ende dieser Phase unbedingt erforderlich darüber zu entscheiden, ob eine außerfamiliäre Hofübergabe eine Option für den Fortbestand Ihres Betriebes darstellt.
2. Phase: Die Form
Ist die Entscheidung für eine außerfamiliäre Übergabe gefallen, muss eine für Sie geeignete Form der Übergabe gefunden werden. Dabei geht es insbesondere um die Klärung folgender Punkte:
- Klarheit über den tatsächlichen und den zu realisierenden Wert des Hofes;
- Übergabeform: Verpachten, Verkaufen, Einbringen in eine Stiftung etc.;
- Klarheit über den künftigen Lebensmittelpunkt der Abgebenden; das betrifft insbesondere das Wohnen;
- Klarheit darüber, ob und ggf. in welcher Form die Abgebenden noch eine Zeitlang auf dem Hof mitarbeiten wollen: Hierfür müssen klare Regelungen (Verantwortung, Entlohnung) gefunden werden;
- Klarheit über Formen der Alterssicherung und ggf. Pflege.
Diese Phase wird leicht unvollständig abgearbeitet oder gar übersprungen. Die Suche nach einem "geeigneten" Nachfolger beginnt, ohne dass die Abgebenden und entsprechend auch die Suchenden wissen, auf welches Ziel sie eigentlich zusteuern. Die Hoffnung, dass auf der Basis gegenseitiger Wertschätzung ("Vertrauensbasis") schon eine Lösung gefunden werden kann, trügt.
3. Phase: Die Suche
Nach der Entscheidung über die Form der außerfamiliären Nachfolge folgt für Sie die Suche nach geeigneten Nachfolgern. In der Praxis stammen Nachfolger häufig aus der weiteren Familie oder aus dem regionalen oder persönlichen Umfeld, z.B. ehemalige Lehrlinge, Praktikanten oder andere Mitarbeiter.
Geeignete Möglichkeiten zur Suche eines Nachfolgers/eine Nachfolgerin bieten aber auch:
- Anzeigen in Verbandszeitschriften und in der landwirtschaftlichen Fachpresse
- Hofbörsen verschiedener Träger
- Hofbörse von hofgründer.de
- Makler
- Aushänge an landwirtschaftlichen Fach- und Hochschulen
Da die Verantwortung für Geschaffenes, sein Erhalt und andere Werte wesentliche Motive für eine außerfamiliäre Hofübergabe sind, werden an die potenziellen Nachfolger hohe persönliche Ansprüche gestellt. Kommt dann der Wunsch der Abgebenden hinzu, weiter auf dem Hof zu arbeiten oder zu wohnen, erschwert das unter Umständen die Suche.
Neben der fachlichen Qualifikation, die Sie von Ihren Nachfolgern erwarten, sollten dennoch ein hohes Maß an Sympathie und Gesprächsbereitschaft auf beiden Seiten vorhanden sein.
4. Phase: Der Übergang
In dieser Phase bringen sich die außerfamiliären Nachfolger aktiv in den Prozess ein. Die vorher von Ihnen als Altbauern anvisierte Form der Übergabe muss mit den Möglichkeiten und Vorstellungen der Übernehmenden in Einklang gebracht werden. Die Übergabe kann schrittweise erfolgen, d.h. beide Generationen arbeiten noch über einen Zeitraum zusammen auf dem Betrieb, oder die Übergabe erfolgt zu einem fest vereinbarten Stichtag. Insbesondere wenn Abgebende und Einsteigende noch eine Zeitlang gemeinsam auf dem Hof arbeiten, besteht die Gefahr von Missverständnissen. Wenn die übergebende Familie diese Phase noch als "Suchen" empfindet, Differenzen auftreten und die vertraglichen Regelungen noch nicht eindeutig sind, ist die Gefahr besonders groß.
5. Phase: Der Abschluss
Die Hofübergabe ist erfolgreich abgeschlossen, nach dem die Phasen 1 bis 4 durchlaufen, mit einem klaren Ergebnis abgeschlossen und alle Entscheidungsbefugnisse Ihren Nachfolger übergeben worden sind.
Wichtige Hinweise
Trotz Beachtung aller Punkte, kann es auch zu einem Scheitern einer Übergabe kommen.
Die wesentlichen Gründe für das Scheitern einer Übergabe sind:
- unterschiedliche finanzielle Vorstellungen;
- zu viele Ansprüche; zu hohe Erwartungen;
- unklare Vereinbarungen zwischen Abgebenden und Einsteigern;
- fehlende Bereitschaft der Abgebenden loszulassen.
Ein "Scheitern" im 1. Versuch bedeutet jedoch nicht, dass eine außerfamiliäre Hofübergabe nicht für Sie in Frage kommt.
Neben typischen Fehlern bei der Hofübergabe, gib es auch Kriterien für erfolgreiche Nachfolgeregelungen. Erfolgreiche Übergaben ergeben sich
- wenn klare Verträge geschlossen und deutliche Trennungen vollzogen werden;
- Hilfreich dabei ist die Installation eines festen Zeitplanes, der die Übergabe und deren Ablauf festhält.
- Außerdem können Ihnen geeigente Berater oftmals mit guten Hilfestellungen begleitend zur Seite stehen.